Sabine Straßburger

2019 Mayari Granados

Sabine Straßburger

Straßburger führt in ihren Gemälden zwei Systeme zusammen. Ihre Farbe mischt sie selbst aus Pigmenten, Bindemitteln und Beimischungen, so dass ein haptisches Malmaterial entsteht, das ihren Bildern eine fast reliefartige Oberfläche gibt. Dabei überlagern sich die einzelnen Farbschichten, durchdringen einander, brechen auf, geben dem Bild Tiefe und Räumlichkeit.

Die Farbpalette in Straßburgers Arbeiten ist zurückhaltend. Seit den 1990er Jahren herrschen gebrochene Grau- Weiß und Ockertöne vor, selten monochrome Rot- oder Grüntöne, versetzt mit skripturalen Zeichen, aber auch mit grafischen Bruchstücken, die durch Aufstrich, Abstrich, Querstrich, Bogen und Klammern entstehen und in ihrer Isolation wie Schriftzeichen wirken, jedoch nicht entzifferbar sind.  Somit wirft Straßburger die Frage nach Text als einem abstrakten System auf, das jedoch unkommunizierbar bleibt. Dieser konzeptuelle Ansatz untersucht Schrift auf ihren ästhetischen Gehalt hin.

Auch der Bildträger wird zum Bildinhalt, wie in den „shaped portraits“ von 2009, in der Straßburger Leinwände mitsamt Keilrahmen zersägt und zusammenfaltet, wodurch sich die Leinwände leicht verschoben aufeinander schichten. Die Zerstörung der Bildfläche gibt dem Werk erst den Inhalt. Daneben gibt es eine Reihe objekthafter Werke, die sich mit den Fragen der Materialität des Bildträgers und der Rahmenstruktur befassen, sowie den Wechselprozess von Bild und Raum untersuchen. Dabei wird der Betrachter oft zu einem aktiven Rezeptionsprozess aufgefordert. 

 

Das spannungsvolle Verhältnis von Bildzeichen und Farbflächen, Unentschlüsselbarem und Offensichtlichem macht die Besonderheit von Straßburgers Arbeiten aus, die sich in den Bereich der Konzeptkunst einordnen lassen, jedoch auch Elemente der konkreten Kunst aufgreifen. Immer wieder befasst sich Straßburger mit komplexen Thematisierungen unterschiedlicher Aspekte von Bildlichkeit; dabei ist oft eine ironische Haltung zu den vorgeführten Dekonstruktionsprozessen zu erkennen. Sie geht der Frage nach, was ein Bild ausmacht, und führt dem Betrachter gleichzeitig die prinzipielle  Unbeantwortbarkeit dieser Frage vor Augen. 

 

 

Mayari Granados